La Voix
15 September 2021
La Voix
„Zu lieben hat einen Preis und Einsamkeit ist ein Teil dieses Preises.“ (Lars Svendsen) – Eine Frau telefoniert, am anderen Ende der Leitung ist der Mann, der sie eben verlassen hat. Das Telefonat mit ihm ist die einzige Verbindung, die sie zu ihm noch aufrechterhalten kann – und zu ihrem Leidwesen bricht diese ständig ab. Gibt es noch Hoffnung auf ein Zurück, auf eine gemeinsame Zukunft? Nur ihre Gesprächsfetzen lassen erahnen, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelt und wer hier etwas vorgibt zu sein oder zu tun. Eignet sich das Telefon doch bestens, um Schein, Wahrheit und Lüge zu vermischen und das wahre Begehren vor dem unsichtbaren Gegenüber zu verschleiern. Kein Geringerer als der surrealistische Schriftsteller Jean Cocteau war es, der 1930 diesen Mono-Dialog für die Theaterbühne verfasste. Francis Poulenc, wohl einer der bedeutendsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, schuf daraus 1958/59 die Mono-Oper „La voix humaine“ (Die menschliche Stimme), eine intime lyrische Tragödie. Gemeinsam tauchen die namhafte Sopranistin Britta Stallmeister und der Regisseur Heiko Hentschel in die Untiefen jenes Telefonats ein, in dem das Unsagbare, die Stille dazwischen fast lauter schreit und schwerer wiegt als jedes Wort. Wer hat in Pandemiezeiten nicht Einsamkeit erleben müssen? Das ganze Setting des Abends verortet die Hauptfigur als einsame Chansonsängerin. Die zentrale Oper Poulencs wird durch berührende Lieder der französischen Sängerin Barbara und Lieder Poulencs umrahmt, die von Philipp Schiemenz (Violoncello) und Klaus Simon (Musikalische Leitung und Klavier) begleitet werden. Dieser sehr französische Musiktheaterabend generiert eine neue Gattung: die Chanson-Opèra. Bienvenue!