Liederabend 21: Der Welt abhanden

Premiere
17 November 2012
Lieder von Hans Pfitzner und Gustav Mahler

Gemeinsam mit Klaus Simon (Klavier), dem Künstlerischen Leiter der Young Opera Company, hat die Mezzosopranistin Tanja Ariane Baumgartner (Oper Frankfurt) ein Programm zusammengestellt, das mit einer Auswahl an Liedern von Pfitzner und Mahler dem Kunstlied der Spätromantik eine Reverenz erweist.

Als Hauptpfeiler des Programms erklingt eine Auswahl von Liedern Hans Pfitzners, dem neben Richard Strauss wohl bedeutendsten deutschsprachigen spätromantischen Liedkomponisten. Pfitzner, der gerne auch als der „letzte Romantiker“ bezeichnet wird, schrieb über 130 Lieder, die im Konzertbetrieb zu Unrecht immer noch unterrepräsentiert sind.

Gustav Mahlers Werke gehören heute wie selbstverständlich zum Kanon des Konzertlebens, was jedoch nicht immer so war. Aus einem jüdischen Elternhaus stammend, war Mahler zeitlebens antisemitischen Ressentiments ausgesetzt, und seine Werke wurden ab 1933 in Deutschland systematisch unterdrückt. Erst später wurde die Mahler-Renaissance durch Dirigenten wie Leonard Bernstein, Otto Klemperer oder Bruno Walter und Sängern wie Dietrich Fischer-Dieskau oder Christa Ludwig eingeleitet. Seine Vertonungen von Gedichten Friedrich Rückerts, die Rückert-Lieder, zählen zu den wichtigsten und berührendsten Beiträgen des spätromantischen Liedrepertoires.

  
Im Zusammenhang mit diesem Liederabend hat Tanja Ariane Baumgartner gemeinsam mit Klaus Simon alle Mezzosopranlieder von Pfitzner für das Label Naxos auf CD aufgenommen.

ProgrammHans Pfitzner (1869-1949)
Herbsthauch op. 29,2 (Friedrich Rückert), 1921
An die Mark op. 15,3 (Ilse von Stach-Lerner), 1904
Ich und Du op. 11, 1 (Friedrich Hebbel), 1901
Ich aber weiß op. 11,2 (Ludwig Jacobowski), 1901
Abendrot op. 24,4 (Friedrich Lienhard), 1909
Denk es, o Seele op. 30,3 (Eduard Mörike), 1922
Abbitte op. 29,1 (Friedrich Hölderlin), 1921
Die stille Stadt op. 29,4 (Richard Dehmel), 1921
Sehnsucht nach Vergessen op. 30,1 (Nikolaus Lenau), 1921
 
Gustav Mahler (1860-1911)
Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert, 1901/02
 
Hans Pfitzner (1869-1949)
Sechs Lieder op. 40, 1931

MitwirkendeTanja Ariane Baumgartner Mezzosopran
Klaus Simon Klavier

Critiques

Badische Zeitung

19. November 2012

„Tanja Baumgartner (Mezzosopran) und Klaus Simon (Klavier) gestalten dicht. Langsam, grau, intensiv ist etwa "An die Mark" (op. 15,3). Baumgartners Mezzo ist eine vortreffliche Wahl: dunkel und expressiv ist er, dabei aber wendig und wandlungsfähig. Alle Nuancen des Ausdrucks werden in "Um Mitternacht" aus Gustav Mahlers fünf Rückert-Liedern, die das Augenmerk auf den spätromantischen Kontext von Pfitzners Werken lenken, durchmessen: vom tragischen Pathos bis zur stillen Introversion. [...] Die "Leuchtenden Tage" aus Pfitzners sechs Liedern op. 40 strudeln ekstatisch dem Höhepunkt entgegen. Baumgartner lässt sich von dem evokativen Klavierpart tragen. Klaus Simons Begleitung trifft musikalisch ins Zentrum; eine gewisse Sprödigkeit vertieft die interpretatorische Glaubwürdigkeit. Besonders die schwerblütig-grüblerischen Stücke Pfitzners gelingen rund und eindringlich.“
Gero Schreier

Newsletter