Liederabend 36: Wien zwischen Jugendstil und Moderne
22 February 2020
Der Jugendstil - nach der 1896 gegründeten Zeitschrift "Jugend" benannt - war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von England als Auflehnung gegen den Historismus ausgegangen und hatte seinen Weg über Brüssel und München nach Wien genommen, wo die Architekten O. Wagner, J. Hoffmann sowie der Maler Gustav Klimt u.v.a. u.a. im Rahmen der "Sezession" ihn in Wien etablierten. Fernöstliche Gestaltungs- und Farbanregungen sowie eine mitunter gerade wuchernde Ornamentik wurden für den Jugendstil charakteristisch.
Es ist somit möglich auch musikalische Kunstwerke in diese Stilistik einzuordnen.
Die ausgewählten Werke unserer Wiener Komponisten mögen das verdeutlichen. V.a. die Zeit zwischen 1900 und 1914 (Ausbruch des 1. Weltkrieges) waren die Blütejahre dieser besondern Stilistik. War es in der Architektur das Ornament, so ist es das Glitzern im Klaviersatz (Marx: Nocturne) , die gelegentliche Erweiterung der Harmonik um Sekunden und Nonen oder das Wanken der Tonalität , die Selbstverständlichkeit von Klangfarbe als eigene Qualität und die bewusste Verwendung zeitgenössischer Texte, die dieser Stilistik Ausdruck verleihen. Wien erlebte bis zum 1. Weltkrieg eine letzte große Blüte.
Gleichzeitig war es auch der Nährboden für die frühe Moderne, die sich v.a. in Arnold Schönbergs Schaffen und seiner Schüler ausprägte. So auch in Alban Bergs kurzen und kühnen atonalen Klarinettenstücken op. 5, die seitdem eines der Pfeiler des Repertoires wurden.
Die Sopranistin Katharina Ruckgaber ist Ensemblemitglied am Theater Freiburg und sang dort u.a. mit großem Erfolg die Melisande in Debussys Oper Pelleas et Melisande. Sie ist zudem eine gefragte und versierte Liedsängerin. Die Klarinettistin Mariella Bachmann ist Ensemblemitglied der Holst-Sinfonietta mit großem Interesse und Expertise für Neue Musik.