Liederabend 40: Freude hab ich geschürft
10. Oktober 2021
Neues Repertoire aufzuspüren ist immer ein Abenteuer in ungeahnte und unbekannte Welten. So auch das vor wenigen Jahren noch völlig unbekannte Liedœuvre der Prager Komponisten Erwin Schulhoff und auch des Wiener Komponisten Erich J. Wolff. Letzteren kennen selbst kundige Musikliebhaber nicht mehr. Wie auch? Schulhoffs Lieder waren größtenteils bis 2017 nicht verlegt und Wolffs Schaffen war zu Lebzeiten gedruckt, ist aber leider nur noch vereinzelt in Staatsbibliotheken erhalten. Beide Komponisten waren Juden, Schulhoff zwar aus wohlhabenden Verhältnissen, aber hat sich früh mit dem Elternhaus verworfen und Wolff hatte das Pech einerseits aus einfachen Verhältnissen zu stammen und bereits in jungen Jahren in den USA an einer Ohrenentzündung fern seiner Heimat Österreich zu sterben. Die Gesamtaufnahme der Schulhofflieder, bei der Hans Christoph die Bariotonlieder beisteuerte erschien jüngst im Dezember 2020 und war ein großer Erfolg und erlangte u.a. den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Seitdem finden seine Lieder allmächlich in den Konzertsaal. Zwei sehr gegensätzliche Zyklen haben wir heute ausgewählt, die die stilistische Vielfalt des Prager Komponisten belegen. Erich J. Wolffs Lieder sollen unbedingt wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden. Er war Zeitgenosse von Arnold Schönberg, mit ihm und ebenso mit Alexander Zemlinsky befreundet. Wolff schrieb bis zu seinem frühen Tod 1913 mit 39 Jahren stolze 168 Lieder. Wenn man sich die Mühe macht und seine Lieder sichtet und anspielt, dann ist es ein großes Glück, diesen geborenen Liedkomponisten wieder zu entdecken, dessen Werk danach schreit, aus dem Dornröschenschlaf endlich wachgeküsst zu werden. V.a. seine Lieder waren bis zum 1. Weltkrieg sehr erfolgreich und geschätzt. Wolff hätte es verdient seinen Platz, den er zeitlebens hatte, wieder zugestanden bekommen. Deswegen ist dieser Liederabend programmiert worden. Dafür hat sich der Bariton und Liedspezialist Hans Christoph Begemann auch schnell begeistern lassen. Johannes Brahms' berühmte Ernste Gesänge runden das ambitionierte Programm um zwei Entdeckungen ab.